von GoldenSnuff » Dienstag 11. Dezember 2012, 10:14
Und zur Dividende.....die wird es dieses Mal nicht geben !
DJ TOP DE: ThyssenKrupp verschreckt Anleger mit Dividenden-Aussetzung
ThyssenKrupp steht nach der Vorlage seiner Quartalszahlen an der Börse unter Druck. Die Stahlwerke in den USA und Brasilien wurden zum Milliardengrab - am Montagabend wurde das Ausmaß des Debakels offenbar: Die Abschreibungen drückten den Stahlkonzern unter dem Strich rund 5 Milliarden Euro in die Miesen. Vor Zinsen und Steuern verdiente ThyssenKrupp zwar mehr Gewinn als von Analysten erwartet. Überraschend kam für den Markt aber, dass ThyssenKrupp den Aktionären die Dividende strich. Die Aktie verliert zum Handelsstart knapp drei Prozent.
Eine deutliche Senkung der Dividende sei vom Markt erwartet worden, ein Ausfall jedoch nicht, sagten Teilnehmer. Manche Händler sehen in der Mitteilung aber auch ein "Ende mit Schrecken". Der Kurs dürfte im Tagesverlauf sehr volatil sein, hieß es.
Immerhin sieht sich der Konzern beim geplanten Verkauf der Verlustbringer in Brasilien und den USA nun in einem derart fortgeschrittenen Stadium, dass diese nicht mehr als fortgeführte Aktivitäten bilanziert werden. Das allerdings zog erneute Abschreibungen in Höhe von 3,6 Milliarden Euro nach sich.
"Der Betrag von 3,6 Milliarden ist mehr als nötig, erwartet wurden nur 3 Milliarden", so der Analyst weiter: "Der Markt dürfte daher die Sache mit den Americas nun als sauber betrachten". Zudem sprächen diverse Fakten dafür, dass der Verkauf der Werke völlig in trockenen Tüchern sei. "Der Verkauf muss durch sein, sonst hätte Thyssen in den operativen Prognosen nicht gewagt, sie als nicht-fortgeführte Aktivitäten zu bezeichnen". Dies sollte der Markt honorieren.
Analysten von Jefferies hatten bereits Ende August erwartet, dass sich die defizitären Stahlwerke in Übersee gar nicht oder zumindest nicht zu dem erhofften Preis verkaufen lassen werden. Die Strategie des Konzern, die defizitären Stahloperationen zu verkaufen und sich auf das weniger zyklische Industriegeschäft zu konzentrieren, sei grundsätzlich richtig.
Der Konzern hofft nun, bald einen Schlussstrich unter das leidige Thema ziehen zu können. Personell stehen die Zeichen bereits auf Neuanfang, der halbe Vorstand wird zum Ende musste vergangenen Woche seinen Hut nehmen. Die Bestellung von Olaf Berlien, Jürgen Claassen und Edwin Eichler wurde zum Jahreswechsel aufgehoben.
Ohne Inoxum, Steel Americas und einige kleinere Verkäufe sinkt der Umsatzanteil der Stahlproduktion von 40 Prozent auf nur noch knapp 30 Prozent, wie Konzernchef Heinrich Hiesinger erklärte. Damit werde der weitaus größere Teil nicht mit der Stahlproduktion, sondern mit Material- und Logistikdienstleistungen und Industriegüter-Geschäften erzielt.
Für das kommende Jahr gibt sich der Stahlkonzern vorsichtig. Das wirtschaftliche Umfeld habe sich nicht verbessert, erklärte Hiesinger auf der Bilanz-Pressekonferenz am Dienstag. Angesichts von Preisdruck und Volumenrückgängen werde sei im Geschäftsjahr 2012/13 mit einer schwächeren Dynamik zu rechnen. Die Kurzarbeit in deutschen Stahlwerken soll verlängert werden.
Das Unternehmen erwartet für die fortgeführten Aktivitäten einen Konzernumsatz höchstens auf dem Niveau des Vorjahres von etwa 40 Milliarden Euro. Das bereinigte EBIT aus fortgeführten Aktivitäten soll bei rund 1 Milliarde Euro liegen. Ob ThyssenKrupp dann wieder eine Dividende zahlen wird, ließ der Konzern offen.
Seit 9 Uhr läuft die Bilanzpressekonferenz - nun dürften auch auf Aufsichtsratschef Gerhard Cromme jede Menge unangenehme Fragen zukommen. Die alles überlagernde Frage lautet: Wie kann es sein, dass die vom Milliardengrab in den USA und Brasilien bis zu Korruptionsvorwürfen reichende Liste immer neuer schlechter Nachrichten von dem ausgewiesenen Branchenexperten und Chefkontrolleur übersehen werden konnte?
Die Frage ist, ob Cromme und die übrigen Aufsichtsratsmitglieder ihre Kontrollaufgaben erfüllt haben und die Kostenexplosion auf zwölf Milliarden Euro hätten verhindern können. Cromme hatte dazu bereits mehrere Gutachten in Auftrag gegeben. Eine neuerliche Prüfung kam nun zu dem Schluss, dass zu optimistische und falsche Annahmen der geschassten Vorstände wesentlich zu den Fehlentwicklungen bei den Stahlprojekten in den USA und Brasilien geführt hatten.