von Xeon » Montag 10. März 2014, 14:52
Der Gerichtsprozess um Hoeneß ist natürlich auch für mich aus juristischer Sicht eine interessante Sache! Ich habe mir seine Aussage im Wortlaut durchgelesen und bin echt überrascht wie sich Hoeneß um Kopf und Kragen geredet hat (wenn man das so formulieren darf). Ich glaube, es wäre besser gewesen wenn er seine Anwälte hätte reden lassen.
Dennoch wirft dieser Fall eine interessante Frage auf: Hoeneß hat an der Börse in den Jahren von 2002 bis 2009 gezockt. Unterm Strich hat er dabei einen Millionenverlust gemacht (über den gesamten Zeitraum von 2002 - 2009). Und hier sieht man ein deutliches Problem im Steuerrecht: Auf kurzfristige Gewinne verlangt der Staat Steuern die Hoeneß nicht bezahlt hat in seinem naiven glauben, dass er unterm Strich ein Verlust hat.
Aber wie kann sowas einem Mann wie Hoeneß passieren? Oder merkt man daran einfach, dass er aus einfachen Verhältnissen kommt und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge nicht versteht? Herr Hoeneß hätte hier legal um die Steuern kommen können. Er hätte für sein "Trading" einfach nur eine GmbH gründen müssen die die Geschäfte abwickelt. Dann hätte er den Verlustvortrag (aus den Vorjahren) einfach auf neue Rechnung in das neue Geschäftsjahr vortragen können und wenn er insgesamt nur Verluste gemacht hat, dann hätte er durch die Verlustvorträge aus den Vorjahren (die bei einer Kapitalgesellschaft möglich sind) auch keine Steuern auf die zwischenzeitlichen Gewinne zahlen müssen.
Genau an dem Punkt stelle ich mir die Frage, wie jemanden wie Hoeneß so etwas passieren kann? Und was für schlechte Berater muss dieser Mann gehabt haben? Wenn ich den Zusammenhang hier richtig verstehe hat Hoeneß das Trading mehr oder weniger privat betrieben und dabei sind keine Verlustvorträge aus den Vorjahren möglich und auch bei kurzzeitigen Gewinnen entsteht dann natürlich eine Steuerschuld.
Für uns als Daytrader ist das Thema sicher nicht uninteressant aus dieser Perspektive. Aber es würde mich mal brennend interessieren, wieso hat Hoeneß nicht seine Börsengeschäfte über eine Kapitalgesellschaft abgewickelt die auch mit ihren Bilanzen entsprechend die Möglichkeit hat Verlustvorträge auf neue Rechnung vorzutragen. Wieso hat er es nicht gemacht??? Der Vorteil bei Kapitalgesellschaften ist ja gerade, dass man Verlustvorträge aus Vorjahren mit Gewinnen verrechnen kann.
Ansonsten zur juristischen Seite:
Bei seiner Aussage heute Vormittag musste sein Anwalt schon eingreifen... Nebenbei hat er weitere 15 Millionen nicht versteuert. Die Selbstanzeige ist gescheitert und jetzt hat er auch noch selber zugegeben weitere 15 Mio. hinterzogen zu haben. Sofern die weiteren 15 Mio. nicht verjährt sind müsste die Staatsanwaltschaft nun entsprechend ihre Anklage erweitern. Die gescheiterte und unvollständige Selbstanzeige dürfte hier nicht mehr strafmildernd wirken. Das offene Geständnis hingegen dürfte im Falle einer Verurteilung strafmildernd wirken. Demgegenüber stehen aber weitere 15 Millionen und auch die Tatsache, dass Hoeneß bis zur Selbstanzeige auf ein Steuerabkommen mit der Schweiz gehofft hat um anonym und straffrei aus der Sache rauszukommen!
Auf jeden Fall geht es hier um Steuern auf Verluste! Genau dieses Problem hatten wir mal grob bei der Börsentransaktionssteuer angesprochen. Bei loss-Trades muss man trotz der Tatsache, dass der Trade ein wirtschaftlicher Verlust ist Steuern zahlen. Und das halte ich für einen grundsätzlichen Fehler im Steuerrecht (Steuern auf Verluste). Trotzdem muss man hier dagegen halten, dass Hoeneß mittels einer GmbH und Verlustvorträgen dieses Problem (Steuern auf Verluste) hätte umgehen können!
@GS
Was mich interessieren würde:
1) Was meinst du zu dem Fall und wie siehst du das auch aus der Perspektive eines Traders?
2) Stimmst du mir zu, dass es für ihn besser gewesen wäre diese Börsengeschäfte mittels einer Kapitalgesellschaft (GmbH) abzuwickeln?