Noch ein interessanter Kommentar zum Thema HVB/Coba
26.05.2005 16:00
HVB wird wertvoller
Mit Gerüchten lässt sich mitunter gutes Geld verdienen. Das zeigt der Fall der HVB. Die Übernahme-Spekulationen steigern den Marktwert der Bank um eine Milliarde Euro. Lachender Dritter ist die Münchener Rück.
HypoVereinsbank-Chef Dieter Rampl kann sich bei den Journalisten der italienischen Tageszeitung "Il sole 24 Ore" bedanken. Ihr Bericht bescherte der Münchner Traditionsbank am Donnerstag zeitweise einen Kurssprung von 7,5 Prozent auf 20,63 Euro. Ein solcher Anstieg ist für ein Dax-Unternehmen relativ selten. In absoluten Zahlen ausgedrückt wird die Dimension noch deutlicher: Binnen weniger Stunden erhöhte sich der Börsenwert der HypoVereinsbank um sage und schreibe eine Milliarde Euro auf nun 15,16 Milliarden Euro. Am Nachmittag schrumpfte die Marktkapitalisierung etwas auf 14,74 Milliarden Euro.
Damit ist die HypoVereinsbank immer noch rund ein Fünftel mehr wert als noch zu Beginn des Jahres. Und das, obwohl die Münchner Bank noch nicht über den Berg ist und im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust erzielte. In den vergangenen drei Jahren häufte die HypoVereinsbank Verluste von sechs Milliarden Euro an. 2005 will die HVB erstmals seit langem wieder schwarze Zahlen schreiben und einen Überschuss von rund einer Milliarde Euro einfahren.
Bei der Marktkapitalisierung nähert sich die HypoVereinsbank zunehmend der italienischen Großbank Unicredito an. Anfang Mai war die Unicredito mit einem Börsenwert von 27 Milliarden Euro noch mehr als doppelt so viel wert wie die HypoVereinsbank mit 13 Milliarden Euro. Inzwischen beträgt der Abstand "nur" noch rund 11 Milliarden Euro.
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HVB im Visier der Gerüchtemacher
Münchener Rück freut sich
Lachender Dritter der Spekulationen um die Übernahme der HVB durch die Unicredito ist die Münchener Rück. Die Aktie des Rückversicherers legte um fast zwei Prozent zu. Die "MüRü" hält noch immer 18 Prozent an der HVB. MüRü-Chef Nikolaus von Bomhard hatte auf der Hauptversammlung erklärt, dass der Rückversicherer seinen Anteil an der HVB auf voraussichtlich rund fünf Prozent senken wolle.
Angesichts des kolportierten Preises von 22 Euro, der Branchenexperten relativ hoch erscheint, halten viele Analysten ein Zusammengehen zwischen der HypoVereinsbank und der italienischen Großbank Unicredito für wenig wahrscheinlich.
Erinnerungen an das Commerzbank-Abenteuer
Und ob sich Unicredito ein Deutschland-Abenteuer so viel kosten lassen will, erscheint ebenfalls fraglich. Schon einmal hatten die Italiener in Deutschland zugreifen und die Commerzbank kaufen wollen. Doch die Spekulationen über die Übernahme trieben den Kaufpreis für das Frankfurter Geldinstitut in die Höhe und gleichzeitig den Kurs von Unicredito in den Keller, so dass die Italiener ihre Pläne schnell wieder begruben.
Immer wieder hatte die HypoVereinsbank Spekulationen über ein Zusammengehen mit der Unicredito angeheizt. Auf der Hauptversammlung sprach sich Bankchef Rampl für eine Vermählung mit einer italienischen Bank aus und akzeptierte die Rolle als Juniorpartner. Dafür erntete der Münchner mit österreichischem Pass nur mitleidiges Lächeln bei Unicredito. Ein Unicredito-Manager wertete die Annäherungsversuche als das Verhalten einer "alternden Jungfer", die verzweifelt auf sich aufmerksam zu machen versuche, nachdem ihre bisherige Partnersuche vergeblich gewesen war.
