
-- Renditen deutscher und niederländicher Schatzanweisungen nahe Null
-- Starke Nachfrage bei beiden Auktionen
-- Französische Renditen deutlicher in positivem Terrain erwartet
FRANKFURT (Dow Jones) - Am Status deutscher Bundesanleihen als sicherer Hafen hat sich trotz der enttäuschenden Nachfrage bei der Auktion 10-jähriger Papiere am 23. November offenbar nichts geändert. Deutschland und die Niederlande müssen für kurz laufende Schulden von bis zu sechs Monaten fast keine Zinsen mehr zahlen. Bei der Auktion deutscher sechsmonatiger Schatzanweisungen am Montag fiel die Rendite auf 0,0005% und damit das niedrigste jemals gesehene Niveau im Rahmen einer Auktion. Zudem waren die Papiere deutlich überzeichnet. Das Schreckgespenst, dass selbst deutsche Anleihen kaum mehr Nachfrager finden, ist damit fürs erste verschwunden.
Rückblick: Am 23. November waren 10-jährige deutsche Anleihen noch zu Ladenhütern mutiert. Während seinerzeit die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone die Anleger davon abgehalten hatte, Deutschland langfristig Geld zu leihen, sorgte nun der weit verbreitete Optimismus auf brauchbare Lösungsansätze beim Ende der Woche anstehenden EU-Gipfel zur Schuldenkrise für Nachfrage nach den deutlich kürzer laufenden Papieren mit der höchsten Bonitätsnote in der Eurozone.
Stimmungsmäßig geholfen haben dürften bei der Nachfrage auch die Sparbeschlüsse in Italien, wo sich das Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Monti am Sonntag auf Einsparungen von 20 Mrd EUR bis 2013 verständigt hat. Der Markt wartet nun gespannt auf das im Tagesverlauf stattfindende vorbereitende Treffen von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatspräsident Sarkozy.
Die leichte Entspannung in der Schuldenkrise hatte bereits in der Vorwoche nach der überraschenden konzertierten Aktion internationaler Notenbanken zur Erhöhung der Dollarliquidität für wieder deutlicher sinkende Renditen von Anleihen aus Ländern der Euro-Peripherie gesorgt.
Einem Angebot von 3 Mrd EUR stand am Berichtstag nun eine Nachfrage im Volumen von 10,254 Mrd EUR nach den deutschen Kurzläufern gegenüber. Am 23. November hatten einem Emissionsvolumen von 6 Mrd EUR lediglich Gebote von 3,889 Mrd EUR gegenübergestanden.
Das Ergebnis der Auktion belege die hohe Nachfrage nach Papieren des Emittenten Bund. Das Marktumfeld sei unverändert sehr nervös. Die starke Suche nach Qualität unterstreiche den Benchmarkcharakter von Bundesanleihen, kommentierte die Bundesfinanzagentur das Ergebnis der Auktion.
Problemlos über die Bühne gingen auch Auktionen 3- und 6-monatiger niederländischer Papiere im Volumen von 2,1 Mrd EUR. Hier lagen die Zeichnungsquoten über 7 bzw über 3.
Bei der im späteren Tagesverlauf noch anstehenden Auktion französischer Schuldenpapiere mit Laufzeiten von 12, 27 und 49 Wochen dürften die Renditen trotz der guten Ergebnisse der Nachbarländer deutlicher in positivem Terrain liegen, betonen die Experten der WestLB. Grund für die höheren französischen Renditen sei die weiter an den Märkten schwelende Sorge, vor einer Bonitätsabstufung des derzeit noch mit "AAA" bewerteten Landes, so ein Marktteilnehmer.
Im folgenden die detaillierten deutschen und niederländischen Auktionsergebnisse. In Klammern die Resultate der vorangegangenen Versteigerung gleicher Papiere am 7. November:
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Emission 6-monatige deutsche Schatzanweisungen (Bubill)
Laufzeit 13. Juni 2012
Volumen 3 Mrd EUR
Bietungsvolumen 10,254 Mrd EUR
Zuteilungsbetrag 2,675 Mrd EUR
Bid-to-cover-Ratio 3,8 (2,2)
Durchschnittsrend. 0,0005 (0,0800%)
Maximalrendite 0,0005 (0,0800%)
Emission 3-monatige niederländische Papiere (DTC)
Laufzeit 29. Februar 2012
Volumen 1 Mrd - 2 Mrd EUR
Bietungsvolumen 7,210 Mrd EUR
Zuteilungsbetrag 1,000 Mrd EUR
Bid-to-cover-Ratio 7,21
Emission 6-monatige niederländische Papiere (DTC)
Laufzeit 31. Mai 2012
Volumen 1 Mrd - 2 Mrd EUR
Bietungsvolumen 3,640 Mrd EUR
Zuteilungsbetrag 1,100 Mrd EUR
Bid-to-cover-Ratio 3,31
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-Von Steffen Gosenheimer, Dow Jones Newswires;
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Wer ist denn so blöd und kauft DE-Bonds... wenn man keine Rendite mehr bekommt?