von GoldenSnuff » Freitag 30. September 2011, 11:58
Banken kommen um neue Griechenland-Abschreibungen nicht herum
London/Frankfurt, 30. Sep (Reuters) - Die Banken in Europa haben den Hellas-Blues. Kein anderes Thema belastet die Vorstände der Finanzinstitute so wie die Krise des hoch verschuldeten Mittelmeerlands. Wenn die Geldhäuser in den nächsten Wochen ihre Zahlen zum dritten Quartal vorlegen, dürften weitere Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen fällig geworden sein. Denn die Lage des Euro-Landes hat sich von Juli bis September nochmal zugespitzt, ein Zahlungsausfall wird Experten zufolge immer wahrscheinlicher. "Ich glaube nicht, dass die Banken in Bezug auf Griechenland um weitere Belastungen herumkommen", sagte Bankenverbands-Präsident Andreas Schmitz vor Kurzem der Nachrichtenagentur Reuters.
In welcher Höhe die einzelnen Häuser ihre Anleihen nochmal wertberichtigen müssen, liegt an ihrer Einschätzung und der Haltung der Wirtschaftsprüfer. Diese hatten im zweiten Quartal einen Abschreibungsbedarf von mindestens 21 Prozent ausgemacht - das entspricht der Belastung der Banken, die sich an dem neuen Hilfspaket für Griechenland beteiligen. Einige Geldhäuser haben nur dieses Minimum abgeschrieben, andere sind bis auf 50 Prozent gegangen. Die europäischen Regulierer haben keine einheitlichen Vorgaben für die Institute in der Europäischen Union gemacht. Und auch von den Wirtschaftsprüfern gibt es bislang noch keine Empfehlung für das dritte Quartal.
"Die Banken müssen sich überlegen, ob sich seit Juni etwas signifikant verändert hat, was im Falle Griechenlands mit Sicherheit der Fall ist", sagt Iain Coke, Finanzexperte des britischen Wirtschaftsprüfer-Instituts ICAEW. "Es gibt bestimmte Markterwartungen und Analysten schauen sich die Positionen auch genau an. Das erhöht den Druck auf die Banken, die Papiere entsprechend abzuschreiben."
Für Häuser wie die Deutsche Bank<DBKGn.DE>, die einen Teil der griechischen Staatsanleihen im Handelsbestand halten, ist der Wertberichtigungsbedarf offensichtlich. Denn dort müssen die Papiere immer zu Marktpreisen bewertet werden. Der Abschlag auf fünfjährige griechische Staatsanleihen beträgt an den Märkten mittlerweile 60 Prozent. In den Handelsbüchern liegen nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) aber nur zwölf Prozent des gesamten Griechenland-Engagements der Banken. Der Rest schlummert im so genannten Bankenbuch und in anderen Büchern, wo die Unternehmen größere Flexibilität bei der Bewertung haben. Hier sind Wertberichtigungen fällig, wenn die Institute realistischerweise nicht mehr die volle Rückzahlung erwarten können.
Wirtschaftsprüfer sind sich sicher, dass selbst die Häuser, die ihre griechischen Papiere im zweiten Quartal bereits um rund 50 Prozent abgeschrieben haben, nochmal Belastungen schultern müssen. "Die griechischen Schuldpapiere liegen unter dem Niveau von Ende Juni, daher sind weitere Wertberichtigungen wahrscheinlich", sagt ein Bilanzierungsexperte. Besonders groß sei der Druck auf Banken, die bislang nur um 21 Prozent abgeschrieben hätten, wie etwa die französischen Großbanken Societe Generale<SOGn.PA> und BNP Paribas<BNPP.PA>. Einige der Papiere sind indes seither ausgelaufen. Die Commerzbank<CBKG.DE> hatte bereits einen etwa größeren Schluck aus der Pulle genommen. Sie hält noch 2,2 Milliarden Euro an griechischen Staatsanleihen, die Deutsche Bank 1,2 Milliarden Euro. "Griechenland wird wohl nochmal die Quartalsergebnisse belasten", erwartet ein deutscher Banker. DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr hält dies insbesondere auch mit Blick auf die Commerzbank für möglich: "Wir schließen weitere Wertberichtigungen in Richtung der Marktpreise nicht aus."