

Märkte ignorieren Terror
von Jochen Steffens
Das ist erstaunlich und gut, was dort an den US-Märkten passiert, sehr gut. Die amerikanischen Indizes schlossen gestern sogar im Plus, auch der Dax hat einen großen Teil seiner Verluste wieder ausgeglichen. Ich weiß zwar nicht, was geschehen wäre, wenn der Anschlag in den USA verübt worden wäre, aber grundsätzlich kann und darf es nicht sein, dass Terrorismus einen derart starken Einfluss auf die Wirtschaft, auf die Börsen und auf das Leben der Menschen hat.
Je weniger "Wirkung" ein Anschlag erzielt, desto geringer ist das "Erfolgserlebnis" und damit die Motivation der Terroristen weitere Anschläge zu verüben. Solange jedoch die eigentlichen Ursachen des Terrorismus nicht gelöst werden, ist das eine geringe Hoffnung. Über Ursachen und mögliche Lösungen zu diskutieren, würde natürlich bei weitem den Rahmen des Investor's Daily sprengen. Deswegen konzentriere ich mich auch weiterhin auf das Thema Börse.
Ich will hier möglichst schnell zur Normalität zurückkommen und hoffe, dass auch die Medien diesen Schritt gehen, allein um jedes Erfolgsgefühl bei Tätern und Hintermännern aufzuweichen. Auch den Opfern und Angehörigen ist sicherlich nicht geholfen, wenn die Medien die Horrorbilder des Anschlags rauf und runter senden. Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen notwendiger Berichterstattung und Aktualität und dem, was teilweise über unsere Bildschirme flackert. Machen Sie bei diesem traurigem Spektakel nicht mit und schalten Sie einfach um. Auch Sie entscheiden, wie die Medien reagieren.
An den Märkten wird nun die "Gefahr" eines Anschlags für die Kurse relativiert werden. So ironisch es klingen mag, aber der Anschlag in London wird das Sicherheitsgefühl der Anleger an den Börsen eher erhöhen, als schmälern. Denn viele Anleger haben nun erfahren, wie schnell die Börsen nach so einem Ereignis zum Alltag übergehen können. Wenn bis jetzt noch viele Anleger immer latent die Gefahr größere Anschläge im Hinterkopf hatten und teilweise aus diesem Grund Sicherheiten suchten, wird die Risikobereitschaft nun sicherlich zulegen.
Wir kennen diesen erstaunlichen "Gewöhnungseffekt" der Börsen, ob es beim Ölpreis oder im Irak-Krieg war, sobald die Börsen immer wieder mit ähnlichen Ereignissen konfrontiert werden, verliert dieses Thema den Effekt auf die Märkte. Ich will diese Eigenart der Börsen nicht werten, lediglich darstellen, wie sich Börsen verhalten.
Warum der Ölpreis wirklich eingebrochen ist
Dass der Ölpreis gestern direkt nach dem Anschlag derart heftig eingebrochen ist, wurde später wie folgt begründet: Durch die Anschläge wurde zunächst befürchtet, dass der Flugverkehr drastische Einbußen erfährt. Wenn weniger geflogen wird, dann wird wenige Öl verbraucht, ergo fällt der Ölpreis.
Naja ...
Ich bin genau wie mein Kollegen Michael Vaupel der Überzeugung, dass spekulative Gelder aus Öl und dem Dollar abgezogen wurden, um in die fallenden Märkte auf ein Reversal zu investieren. Das hat die Ölkurse ins Minus gedrückt.