von GoldenSnuff » Donnerstag 29. September 2011, 14:17
DBK:
Experten - Deutsche-Bank-Chef Ackermann kassiert Rekordziel
Frankfurt, 29. Sep (Reuters) - Die Rekordträume von Deutsche-Bank<DBKGn.DE>-Chef Josef Ackermann drohen zu zerplatzen. Experten gehen davon aus, dass der Schweizer sein Gewinnziel für dieses Jahr von zehn Milliarden Euro voraussichtlich bereits nächste Woche kassieren wird. Zu schwach war das dritte Quartal - vor allem im Kerngeschäft Investmentbanking. Die Euro-Schuldenkrise verunsichert Investoren an den Märkten und lässt Fusionspläne der Unternehmen in den Schubladen verschwinden. Ohne satte Erträge im Kapitalmarktgeschäft wird es für Deutschlands größte Bank schwer, die Rekordsumme zu verdienen. "Wir schwitzen ganz schön ordentlich", räumte Finanzchef Stefan Krause neulich ein.
Aufschluss erwarten sich viele Anleger schon am kommenden Dienstag. Dann spricht Ackermann auf einer Konferenz der US-Investmentbank Bank of America/Merrill Lynch in London. Diese Veranstaltung hatte der Vorstandschef in der Vergangenheit wiederholt genutzt, um die Investoren über den Verlauf des wichtigen dritten Quartals zu informieren. "Ich gehe davon aus, dass er das Ziel kassiert", sagt Equinet-Bankenanalyst Philipp Häßler. "Das zweite Halbjahr hätte schon sehr gut laufen müssen, aber danach sieht es nicht aus."
Die Deutsche Bank peilt in ihren Kerngeschäftsfeldern ohne Berücksichtigung von Sonderfaktoren einen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro an. In den ersten sechs Monaten waren es nach dieser Berechnung 5,5 Milliarden Euro. Das vierte Quartal ist traditionell eher mau, daher müsste sie im dritten Vierteljahr Analysten zufolge schon 2,5 bis drei Milliarden Euro verdienen. Vor einem Jahr waren es 1,3 Milliarden Euro, und damals war das Marktumfeld speziell im September deutlich besser. Die Bank wollte sich nicht zur Geschäftsentwicklung äußern, bestätigte aber, dass Ackermann auf der Londoner Konferenz spricht.
Analysten rechnen nach Daten von Thomson Reuters Starmine derzeit maximal mit einem Vorsteuergewinn im Gesamtjahr von neun Milliarden Euro. Im Schnitt liegen die Schätzungen nur bei 7,72 Milliarden Euro, aber inklusive aller Sonderfaktoren. Seit Anfang September haben demnach 13 von 29 Analysten ihre Erwartungen nach unten geschraubt und zwar im Schnitt um gut zehn Prozent. Auch über andere Banken mit starkem Investmentbanking, wie Goldman Sachs<GS.N>, haben Experten wegen der Krise an den Märkten unlängst ihre Daumen gesenkt.
Zwei Drittel des Deutsche-Bank-Ergebnisses sollen vom Investmentbanking kommen - der Bereich wird von Anshu Jain verantwortet, der zusammen mit Deutschland-Chef Jürgen Fitschen 2012 das Ruder bei der Bank übernimmt. In den vergangenen Monaten konnte Jain aber keine Rekordergebnisse einfahren, da sind sich Experten einig. Der erfolgsverwöhnte Investmentbank-Chef der US-Großbank JP Morgan<JPM.N>, Jes Staley, sagte Mitte September, die Erträge im Handelsgeschäft lägen um 30 Prozent unter dem bereits dürftigen Niveau des zweiten Quartals. Im Beratungsgeschäft sprach er von einem Rückgang um 50 Prozent.
Angesichts der Euro-Schuldenkrise und deren Folgen für die Bankgewinne sind Finanzaktien seit Monaten auf Sinkflug. Mit dem Branchentrend hat auch das Papier der Deutschen Bank in den vergangenen drei Monaten gut 30 Prozent an Wert verloren. Die allseits erwartete Gewinnwarnung für 2011 ist in dem Kurs Experten zufolge schon weitgehend enthalten.