von GoldenSnuff » Mittwoch 23. September 2009, 20:13
FOKUS 1-US-Notenbank schlägt immer optimistischere Töne an
* Leitzins bleibt bei 0 bis 0,25 Prozent
* Wirtschaft nimmt immer mehr an Fahrt auf
* Wertpapierankäufe nur noch mit gedrosseltem Tempo
Washington, 23. Sep (Reuters) - Die US-Notenbank wird in ihrer Beurteilung der Konjunktur immer optimistischer. Die Wirtschaft nehme nach der schweren Krise langsam wieder an Fahrt auf, teilte die Fed am Mittwoch nach einer Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) in Washington mit. Analysten werteten diese Formulierung als Hinweis darauf, dass die Zentralbank inzwischen das Ende der schwersten Rezession seit der großen Depression der 30er Jahre fest in den Blick genommen hat. Noch vor kurzem hatte die Fed lediglich erklärt, der Abschwung laufe aus. Ökonomen sagten, es werde immer offensichtlicher, dass die Rezession in den Augen der Fed vorbei sei. Erst kürzlich hatte Fed-Chef Ben Bernanke sich ähnlich geäußert.
Ihren Leitzins beließ die Federal Reserve wie von Fachleuten erwartet bei 0 bis 0,25 Prozent. Die Fed betonte erneut, der Zielsatz für Tagesgeld werde noch eine längere Zeit so niedrig bleiben. Die Ankaufprogramme für diverse Anleihen und andere Wertpapiere über insgesamt 1,45 Billionen Dollar würden weiter fortgesetzt und bis Ende März verlängert; allerdings würden Tempo und Umfang der Käufe immer weiter reduziert. Die Käufe von Staatsanleihen über 300 Milliarden Dollar will die Fed wie geplant Ende Oktober enden lassen. Die Fed hatte die Programme auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gestartet, um einerseits die Bankbilanzen zu entlasten und andererseits Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen. De facto hat sie dafür die Gelddruckmaschinen angeworfen.
An der Wall Street sorgte der Optimismus der Notenbank für Kursaufschläge, während Staatspapiere von der Ankündigung profitieren konnten, dass der Leitzins noch eine Weile niedrig bleiben soll. Der Dollar fiel zum Euro weiter zurück. Finanzprofis gehen weiter davon aus, dass die Fed im zweiten Quartal 2010 erstmals wieder den Leitzins erhöhen und ihre Geldpolitik damit straffen könnte. Die Zinsfutures am Terminmarkt signalisierten am Abend eine erste Zinserhöhung im April kommenden Jahres.
Die Fed muss derzeit eine Gradwanderung bewältigen. Einerseits darf sie den Finanzmärkten und dem Bankensystem ihre milliardenschwere Unterstützung nicht zu früh wieder entziehen, wenn sie keinen neuerlichen Absturz der Wirtschaft riskieren will. Bleibt sie andererseits zu lange auf dem geldpolitischen Gaspedal, besteht die Gefahr eines kräftigen Inflationsschubes, der die Einkommen und Ersparnisse gerade der kleinen Leute, die von der Rezession besonders hart getroffen wurden, auffressen würde.