Hier ein Artikel aus meinem WO-Thread der zum Thema passt:
Wundern Sie sich nicht, wenn die Märkte trotzdem steigen!
von Jochen Steffens
Die US-Regierung hat eine Warnung vor Anschlägen der Terrororganisation El Kaida bekannt gegeben. Besonders gefährdet sollen Bankgebäude und Finanzzentren sein, unter anderem auch die Börse in New York.
Hintergrund dieser Terrorwarnung sind nach Angaben der US-Regierung Hinweise aus verschiedenen Quellen. Sicherheitsexperten stufen diese Warnung als " ernstzunehmend" ein.
Nun schießen die Spekulationen ins Kraut – wenn ich das mal so salopp sagen darf. Von Wahlkampftaktik ist die Rede. Bushkritiker fragen sich, warum diese Warnung so dicht nach dem Parteitag der Demokraten gekommen ist, immerhin hat Kerry in der letzten Woche einen kleinen Vorsprung erzielen können. Wahlkampftaktik?
Andererseits wissen wir spätestens seit und durch den Anschlag in Spanien, dass die El-Kaida durchaus ein Interesse daran haben könnte, einen größeren Anschlag in den USA vor der US-Wahl auszuführen, um auf die Wahl Einfluss zu nehmen.
Was ist nun wahr, was ist falsch? Wahlkampf, ernstzunehmende Hinweise? Der geneigte Konsument verschiedener Nachrichten ist den Interpretationen, Stimmungen und Journalisten hilflos ausgeliefert und darf sich ängstlich oder seriös auf jeden Fall " unwissend" im Reich der Spekulationen tummeln. Und diese schießen, wie gesagt, jetzt ins Kraut.
Beim Investor's Daily geht es um Börse und deswegen lehnen Sie sich zurück, lassen Sie sich nicht von diesen Nachrichten schockieren, einlullen oder ins Reich der Spekulation verführen, sondern achten Sie darauf, was die Börse aus dieser Nachricht macht.
In der letzten Woche konnten wir beobachten, dass die Börse stabil blieb, trotz immer weiter steigender Ölpreise. Wenn jetzt trotz Ölpreis auf Rekordniveau und trotz Anschlagsgefahr, die Börse sich nach ersten Abschlägen wieder fangen sollte, dann ist das ein eindeutiges Signal. Ein Signal dafür, das starke Hände kaufen. Denn die Zittrigen, die Ängstlichen sind bereits aus dem Markt oder werden spätestens heute aus dem Markt getrieben. Wenn die starken Hände jedoch kaufen, den Zittrigen die Aktien aus den Händen nehmen, dann sollten Sie sehr hellhörig werden und sich vielleicht anschließen.
Das heißt nicht, dass Sie direkt große Positionen aufbauen sollten – Sie sollten jedoch vielleicht erste ganz kleine Positionen eingehen, um einen Fuß in der Tür zu haben.
Nun aber zu der Anschlagsgefahr. Wir werden nicht erfahren, ob diese Warnung Wahlkampftaktik oder Folge tatsächlicher Hinweise ist. Vielleicht auch von allem etwas – der Zeitpunkt der Warnung ist Wahlkampf, die Hinweise real – wer weiß. Da das nicht zu klären ist, geht die Frage in eine andere Richtung: Was passiert mit den Börsen, wenn tatsächlich ein Anschlag erfolgen sollte.
Bush weiß, dass ein Anschlag auf amerikanischen Boden ihn die zweite Amtszeit kosten könnte – schließlich hätte sein Politik der Überwachung nicht funktioniert. Kelly könnte sich dann auf Diplomatie als das bessere Vorgehen berufen. Bush muss also alles daran setzten, einen Anschlag zu verhindern. Es mag sein, dass wir in den nächsten Monaten noch viele Warnungen erhalten – weniger um zu schockieren, sondern vielmehr, um die Sicherheit zu erhöhen.
Sollte es trotzdem zu einem Anschlag kommen, würden die Börsen Richtung Süden geschickt. Ein scharfer Einbruch wäre die Folge. Doch nach den letzten beiden Anschlägen (11.September und in Spanien) haben jedes Mal die Börsen alle Verluste relativ schnell wieder aufgeholt. Und wahrscheinlich würde das auch diesmal der Fall sein.
Für die aktuelle Situation ist wichtig, dass mit der Anschlagssorge im Rücken, die meisten Anleger sich nicht in den Markt trauen. Nach den Kursverlusten seit Anfang Juli bedeutet das, die kurzfristig orientierten und die ängstlichen Anleger sind aus dem Markt und letztere trauen sich auch erst einmal nicht mehr rein. Die Folge: Die Verkäuferseite dünnt aus!
Es bleiben die starken Hände, die wissen, dass politische Börsen kurze Börsen sind und die auch wissen, dass die Ängstlichen aus dem Markt sind und erst wieder einsteigen, wenn der Markt längere Zeit wieder positiv gelaufen ist. Diese starken Hände kaufen aktuell eher, als dass sie verkaufen und werden, sobald die Ängstlichen nach deutlichen Kursgewinnen wieder einsteigen eher verkaufen als kaufen. Das ist oft der Grund dafür, dass gerade in unsicheren Phasen (Krieg, politische Unsicherheiten) Börsen die seltsame Angewohnheit haben, gegen jede Vernunft zu steigen.
Also wundern Sie sich nicht!
