von LakiLuser » Sonntag 17. April 2005, 12:46
Hier etwas zu lesen, das tici bei WO eingestellt hatte:
Der Klotz ist weg – buy the bad news?
von Jochen Steffens
Sie wissen, ich habe mich gefragt, was die amerikanischen Märkte sehen, was ich nicht sehe. Nun wissen wir es: General Motors ist in Bedrängnis, wurde abgestuft und es sind Gerüchte im Markt, dass GM Gläubigerschutz beantragen könnte. Das wurden zwar dementiert, aber es kann gut sein, dass genau das die amerikanischen Märkte in den letzten Wochen " gespielt" haben, neben den schlechten Zahlen von IBM und Sony Ericsson.
Dieses Trio hat die Märkte belastet, wie ein Bleiklotz. Allerdings wenn man sieht, dass GM eine 30 jährige Anleihe mit 11 % rausgebracht hat, da kann einem schon mulmig werden. Ganz unberechtigt ist so eine Annahme übrigens nicht, der Kurs von GM steht auf einem 12 Jahrestief und 1992 stand das Unternehmen schon einmal kurz vor dem Konkurs. Der GM Chef Richard Wagoner hat übrigens dieses Gerücht selbst genährt. Er hatte gegenüber Gewerkschaftlern gesagt, Einschnitte im Gesundheitsbereich seien erforderlich, da diese Kosten für das Unternehmen eine drohende Konkurs-Möglichkeit darstellen.
Sie müssen sich solche Nachrichten wie eine Geburt vorstellen. Erste Menschen in Amerika, vornehmlich in der Chefetage, bemerken, dass etwas in ihrem Unternehmen nicht läuft. Man kann das mit dem Beginn der Schwangerschaft bezeichnen. Es folgt eine Zeit, in der dem Unternehmen hin und wieder übel wird, die Bilanzen werden schlechter, die Kurse sinken vielleicht, die Gesamtverfassung lässt zu wünschen übrig, die Stimmung wird gereizt. Irgendwann wird klar, dass das Unternehmen mit schlechten Nachrichten aufwartet oder sogar in Schieflage geraten ist, die Geburt steht kurz bevor. Nun werden Banken kontaktiert, um Kredite zu sichern, Strategien zu planen. Mittlerweile wissen also immer mehr Leute, dass es nicht gut läuft. Die Banken ihrerseits bauen natürlich ihre Aktien-Positionen des Unternehmens ab. Das führt zu weiteren Kursverlusten.
Vornehmlich beim Golfen sagt Bankdirektor A zu seinem guten alten College Freund, seines Zeichens Fondsmanager mit beiläufig gefärbter Stimme: Was mir gerade so einfällt, die alten Zeiten sind einfach vorbei, wo man Firmen wie General Motors kaufen konnte und einfach zehn Jahre liegen gelassen hat. Der Fondsmanager antwortet nervös: Meinst Du echt? Der Bankdirektor antwortet: Also ich habe für meine Frau gerade einen BMW gekauft.
Der Fondsmanager verliert natürlich das Spiel, weil er nervös geworden ist, möchte am liebsten ganz schnell nach Hause. Beim Abschied fragt ihn der Bankdirektor noch, ob er seinen Kindern schon einen Apple iPod gekauft hat. Dort angekommen, verkauft er alle GM Anteile und einige Positionen IBM. Das wiederum kriegen andere Händler mit:" Da weiß jemand was" . Die Geburtswehen setzen ein.
Der Markt fühlt immer mehr, dass etwas ansteht – so wie wir. Zum Beispiel: Trotz fallender Ölpreise fällt der Markt, daraus folgt: Irgendetwas belastet. Das verstärkt wiederum den Effekt fallender Märkte. Die Kontraktionen setzten in Form von starken Kursverlusten ein. Dann kommt ein Kurseinbruch und die Nachrichten erblicken das Licht der Massen.
Danach ist der Markt allerdings (meistens) von der " Last" dieser Nachrichten befreit. Manchmal braucht er noch etwas, um sich davon zu erholen, je nachdem, wie schwer die Geburt war, aber spätestens, wenn bei der Masse diese Nachricht eingepreist ist, sollte der Markt wieder steigen. Deswegen gilt der alte Satz: Buy the bad news, kaufe die schlechten Nachrichten. Und viele Bullen stehen nach diesem kleinen Einbruch wieder auf der Bärenkuppel, ein eher bullishes Zeichen.
Wie Sie wissen, betrachte ich jedoch immer beide Seiten: Etwas, was den Markt noch weiter runter bringen könnte: Alle Welt redet im Dax von der 4260/70 Punkte Marke, unter die es nicht fallen darf. Wer weiß, vielleicht wird diese Marke noch kurz gerissen, um hier die Masse rauszudrücken.
Aber wirklich bearish bin ich immer noch nicht für den Dax. Schließlich bewegen wir uns schon seit vielen Wochen um die 4350er Marke im Dax. Noch einmal: Es ist (im Dax) immer noch NICHTS passiert. Der Dax ist in dieses Jahr mit 4260 Punkten gestartet, wir sind also immer noch im Plus. So dramatisch alles heute erscheinen mag, so sehr auch die Medien von Horrornachrichten reden, auch wenn schon wieder das Gespenst des Crashs umhergeht, lassen Sie sich nicht anstecken! Das ist alles eher bullish zu werten, wenn die Massen so schnell kippen. Versuchen Sie distanziert und emotionslos den Markt zu betrachten, analysieren Sie was passiert. Trotz allem gilt wie immer: Sichern Sie Ihre Positionen ab.