Drei Worte, die der Aktienmarkt hasst
von Briton L. Ryle in Baltimore (Traders Daily)
Heben Sie Ihre Hand. Wer dachte, dass das US-Handelsbilanzdefizit im Februar besser als erwartet ausfallen würde? Ja, genau das dachte ich.
Was an den Handelsbilanzdefizitzahlen interessant war, war der China-Faktor. Das amerikanische Defizit im Handel mit China ging sogar ein bisschen zurück. Der Dollar konnte kurzfristig sogar ein wenig zulegen.
*** Der Ölpreis, die Zinsen, das Handelsbilanzdefizit – die Kräfte der Globalisierung haben die Schicksale jedes Landes auf dem Globus so stark wie nie zuvor miteinander verflochten. Und das bedeutet, dass Sie sich auf jeden Fall das Gesamtbild ansehen müssen, bevor Sie verstehen können, was direkt vor Ort vor sich geht.
Nehmen wir die Zinsen. Es wird allgemein angenommen, dass die Zentralbanken mit Hilfe der Leitzinsen die Balance zwischen Expansion und Inflation managen können.
Aber in diesen Tagen muss z.B. die US-Zentralbank die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen in Betracht ziehen, die Zinsen in der Europäischen Union und die weltweiten Erdölraffinerie-Kapazitäten, bevor sie eine Entscheidung über die Höhe der US-Leitzinsen trifft.
Und diese Entscheidung ist dann für die Bank of Japan genauso wichtig wie für den amerikanischen Hausbesitzer.
Derzeit sieht die Fed die Belastungsfaktoren hohe Schulden und hohe Energiekosten. Die Staatsverschuldung der USA und auch die Verschuldung der amerikanischen Konsumenten stehen auf Allzeithoch, und der volle Effekt der hohen Erdölpreise wird sich erst nach und nach bemerkbar machen.
Also, wie kann die Fed die Zinsen erhöhen und die Liquidität verringern, angesichts eines weltweiten Slowdowns? Die Antwort ist: Sehr vorsichtig.
Bis jetzt hat der Zinserhöhungs-Zyklus der Fed keine großen Probleme verursacht. Die Immobilienpreise bleiben fest, und Japan kauft immer noch US-Staatsanleihen. Diese zwei Faktoren will die Fed nicht ändern, und deshalb ist es so gut wie sicher, dass die Fed nicht aggressiver vorgehen wird und z.B. Zinserhöhungsschritte von jeweils 50 Basispunkten vornehmen wird.
*** Das ist genug, damit einem der Kopf schwirrt. "Ich weiß nicht" sind die drei Worte, die der Aktienmarkt am meisten hasst. Und leider werden derzeit all die Faktoren, die die weltweite Expansion der letzten drei Jahre begründeten, in Frage gestellt. Was der Markt derzeit braucht, ist eine große Dosis "Ich weiß", so oder so. Und da die Quartalszahlen-Saison gerade begonnen hat und das nächste Treffen der Fed nicht mehr weit entfernt ist (3. Mai), werden wir dieses Wissen bekommen.
Wo wir gerade vom Fed-Treffen sprechen: Ich denke, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Fed die Leitzinsen unverändert lassen wird. Oder: Wenn sie die Leitzinsen bei diesem Treffen um 25 Basispunkte erhöht, dann mit dem Hinweis, dass der aktuelle Zinserhöhungszyklus fast abgeschlossen ist.
===============================================