Die Kapitaldecke
Wie erkennt der zukunftsorientierte Trader allerdings die „richtige“ Kapitalisierung?
Was ist nicht zu viel und nicht zu wenig?
Ich möchte Ihnen hierzu gerne ein Konzept
vorstellen, welches bereits aus der Fondsund
Zertifikatebranche bekannt ist: Sparpläne.
Bei Sparplänen wird ein fixer Betrag
in regelmäßigen Intervallen (meist monatlich)
in ein bestimmtes Anlageprodukt
einbezahlt. Sparpläne helfen bei Fonds
einen Cost-Average-Eff ekt zu erzielen. Fallen
die Kurse können mit der monatlichen
Sparrate mehr Anteile erworben werden,
steigen die Kurse werden mit der Sparrate
weniger Anteile ins Depot gebucht. Dies
ermöglicht die so genannte Durchschnittskosten-
Bildung und gestattet dem Investor
das antizyklische Investieren.
Diese gewinnbringende Strategie kann
auch auf das aktive Trading umgemünzt
werden. Investieren Sie anfänglich einen
Grundkapitalstock der knapp über einer
Unterkapitalisierung liegt. Diese Summe
würde ich zwischen € 10.000 und € 15.000
beziffern. Bei einer 20%igen Positionsgröße
des Depots mit 10% Stopp-Loss je
Trade haben Sie einen Spielraum von €
200 bis € 300 für einen einzelnen Verlust.
Die Kosten (Roundturn und Spread) belaufen
sich pro Position im Schnitt auf €
50; sprich bei einem gewinnbringenden
System sind Sie mit dem Spielraum von €
300 relativ gut bedient. Mit diesem Kapitalstock
schrammen Sie jedoch knapp an
der Unterkapitalisierung vorbei. Deshalb
nehmen Sie nun einen monatlichen Fixbetrag,
den Sie konstant auf Ihr Konto
einzahlen. Gehen wir in diesem Fall von €
500 aus.
Warum wählen wir die monatliche Ansparrate?
Die monatliche Ansparrate von € 500 hat
mehrerlei Nutzen. Einerseits einen psychologischen:
Sie verlieren nicht den Bezug
zum Geld, da Sie jedes Monat „bluten“
müssen. Aus der Behavioural Finance ist
bekannt, dass Kapital im Depot schnell
Spielgeldcharakter annehmen kann. Dies
resultiert darin, dass man Verluste laufen
lässt und Gewinne begrenzt. Manch böser
Croupier mag einen somit (berechtigterweise)
als Spieler bezeichnen. Andererseits
haben die konstanten Einzahlungen
einen didaktischen Nutzen. Sie verlängern
Ihre Lernzeit automatisch, da Sie eventuelle
Verluste meist stets wieder ausgleichen.
Fällt im ersten Monat, aufgrund mangelnder
Erfahrung oder fehlerhafter Vorbereitung,
ein Verlust von 5% an (€ 15.000 *
0,95 = € 14.250 / Verlust von € 750), so
gleichen Sie diesen durch Ihre Bareinzahlungen
wieder aus oder dezimieren ihn.
Dies hilft Ihnen im Spiel zu bleiben! Sie
schützen Ihren Arbeitgeber: Ihr Kapital!
Ein weiterer Vorteil: Wenn Sie € 30.000
oder mehr zur Verfügung haben, und
Sie vernichten wie oben besprochen Ihr
Depot, so ist es bei weitem intelligenter
Sie tun dies nur mit einem Teil ihres Anlagevolumens.
Der monatliche Ansparplan
macht Sie gegen anfängliches Lehrgeld
zwar nicht immun, aber immerhin weni-
ger anfällig. Aufgrund der monatlichen
Ansparrate „wachsen“ Sie mit Ihrem Kapital.
Werden Sie kein Opfer der Unter-oder
Überkapitalisierung. Wachsen
Sie, ebenso wie Ihr Depot,
langsam aber stetig. Ihr stetig
angesammeltes Wissen und Ihre
Erfahrung werden Sie langfristig
zum Gewinner auf dem Parkett
werden lassen. Zerstören Sie nur
nicht Ihren Grundkapitalstock. Er
ist Ihr Arbeitgeber. Bauen Sie Ihn
langsam und behutsam wie ein
Kartenhaus auf.
Die Überkapitalisierung
Die Unterkapitalisierung ist jedoch nicht
das einzige Problem. Ein bislang kaum
diskutierter Umstand kann ebenso fatal
sein: die Überkapitalisierung! Wie
es der Hausverstand bereits vermuten
lässt agiert der Trader hier mit zu viel
Kapital. Besonders in Boom-Phasen, wie
wir sie Ende der 90er Jahre an den Aktienmärkten
sahen oder jetzt bei Rohstoffen
erleben, tritt dieses Phänomen
auf. Insbesondere bei bereits erfolgreichen
Mitbürgern wie Ärzten, Juristen,
Unternehmern und Managern. Diese
besagte Gruppe investiert unverblümt
€ 50.000 (und mehr) von einem Tag auf
den anderen. Natürlich fehlt es an Erfahrung,
Know-how und der richtigen
(börslichen) Arbeitseinstellung. Diese
von den Medien in den Boom gesogenen
Lemminge rotten ihr Portfolio
schneller aus als Insektenspray unliebsames
Ungeziefer. Logische Konsequenz
dieser kurzfristigen Börsenteilnehmer:
Sie verfluchen die Börse, fliehen nach
dem Crash in kapitalgeschützte Anlageformen
und verpassen erneut die anschließenden
Kursanstiege. Erst wenn
wieder ein Boom kommt, dem sie sich
aufgrund des Pressespiegels nicht mehr
entziehen können, springen sie wieder
auf den längst abgefahrenen Zug und
wiederholen ihr Trauerspiel. Doch bei
manchen Lemmingen kommt es gar
nicht so weit. Nachdem deren erstes
Depot ruiniert wurde kehren sie der
Börse den Rücken zu. Abzocke, Betrug,
Casino, Glücksspiel und Teufelszeug sind
die Worte die die Neo-Ex-Investoren
lautstark in den Mund nehmen.
Auch eine Karriere als Börsianer will gut
vorbereitet sein. Eine angemessene Vorbereitungsphase
ist Pflicht. Lehrgeld hat
jeder heute erfolgreiche Investor und
Trader bezahlt. Wie bereits in der letzten
Ausgabe erwähnt, gehört auch der Verfasser
dieses Artikels zu den Anlegern,
die am Anfang ihrer Spekulations-Karriere
den einen oder anderen Fehltritt zu
verzeichnen hatten. Wenn Sie am Beginn
Ihrer Trading-Karriere stehen: Nehmen
Sie nicht zu viel Geld in die Hand! Warum
wollen Sie mehr Lehrgeld bezahlen, als
unbedingt nötig ist? Vergessen Sie auch
nicht die Crux der Überkapitalisierung:
Sie könnten die Börse als Ausgeburt der
Hölle bezeichnen, die Ihnen Geld wegnimmt
und dem Parkett daraufhin den
Rücken kehren. Davor müssen Sie sich
unbedingt bewahren – hören Sie nicht
mit dem Spekulieren auf nachdem Sie
Ihr Lehrgeld bezahlt haben!
Tradingstrategien: Das Kapital – Cost-Average-Trading -
Quelle: TradersJournal
Unterkapitalisierung? Überkapitalisierung!
Das Kapital ist Seele, Körper und
Geist eines jeden Traders. Ohne Kassenvorrat
fehlt dem Spekulanten schlichtweg
jedwede Existenzberechtigung. Das
Barvermögen ist die Arbeitsgrundlage
des Traders; ergo: Die liquiden Vermögenswerte
sind der Arbeitgeber des aktiven
Händlers.
Die Unterkapitalisierung
In der branchenspezifischen Fachliteratur
und in diversen Publikationen liest man
oft von einer Unterkapitalisierung. Darunter
versteht man eine zu dünne Kapitaldecke.
Angenommen Sie besitzen ein Depot
in der Größenordnung von € 3.000. Eine
Grundregel des Money Managements besagt,
dass Sie statistisch gesehen niemals
mehr als 2-3% Ihres Portfolios in einem einzigen
Trade riskieren sollten, da sonst die
Wahrscheinlichkeit steigt langfristig das
Depot durch eine Serie von Verlusttrades
zu vernichten. Eine weitere Regel lautet,
dass der schlaue Investor niemals alle seine
Eier in einen Korb legt; sprich nicht
alles auf eine Karte zu setzen hat. Deshalb
sollte eine einzelne Position maximal mit
20% der Depotgröße bestückt werden.
Nach Adam Riese sind 20% von € 3.000,
der ursprünglichen Depotgröße, exakt €
600. Wenn wir mit einem Stopp-Loss von
10% je Position arbeiten – sprich niemals
mehr als € 60 pro Trade riskieren – halten
wir uns auch an die oben genannte 2%-
Regel. Soweit so gut.
Doch die Transaktionskosten eine einzelne
Position mit € 600 zu eröff nen und
zu schließen (von Profi s auch roundturn
genannt) belaufen sich, je nach Broker,
zwischen € 20 und € 30. Erschwerend
kommt der spread hinzu. Der spread ist
die Differenz zwischen dem Ankaufs- und
dem Verkaufskurs. Dieser spread beläuft
sich i.d.R. zwischen ca. 2% und 4% - also
für den Trader bedeutet dies weitere € 10
bis € 20 an Kosten. Im worst-case-scenario
muss die Position wieder glatt gestellt werden
bevor sie eröff net wurde, weil das reine
opening der Position so viel kostet wie der
Stopp-Loss von € 60 maximal zulässt. Da
die anfallenden Kosten (Spread und Transaktionskosten),
relativ gesprochen für eine
dünne Kapitaldecke, so erdrückend sind,
sind die langfristigen Gewinnchancen eines
unterkapitalisierten Traders beinahe auf
Null dezimiert. Diesen Umstand nennt man
Unterkapitalisierung.