von LakiLuser » Sonntag 25. Juni 2006, 17:19
Mal was zur Lage vor der Zinsentscheidung:
FTD: Finanzmärkte zittern vor Fed-Sitzung
Zum Konsens gehört die 17. Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 5,25 Prozent. "Es müsste schon viel passieren, etwa eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte, um die Marktteilnehmer zu schocken", sagt Michael Driscoll, Analyst der Investmentbank Bear Stearns. Allerdings kursierten am Freitag bereits Gerüchte über eine Anhebung um 50 Basispunkte. Die Zinserwartungen haben neben dem Ausverkauf an den Schwellenländern dem Dollar zu einem Mini-Boom verholfen. Dagegen konnten sich Europas Börsen nach drei Verlustwochen erholen. Der Stoxx 50 legte um 1,8 Prozent zu, der Dax gewann 2,9 Prozent.
Von entscheidender Bedeutung dürfte der Ausblick der Fed über ihre weitere Geldpolitik sein. "Die Kommentare der Notenbank dürften weitestgehend eine Kopie der letzten Sitzung im Mai werden", sagt Global Insight Ökonom Brian Bethune. "Die Fed dürfte sich zwar sprachlich die Option offen halten, im August eine Zinspause einzulegen. Doch unserer Meinung nach dürfte sie beim Treffen am 8. August die Zinsen noch einmal um 25 Basispunkte anheben." Die Fed werde nicht ihren besorgten Tonfall in Sachen Inflationsrisiko abmildern, schreibt die RZB. Am Geldmarkt ist eine Zinsanhebung im August auf 5,5 Prozent in die Kurse eingearbeitet.
Am Devisenmarkt dürfte der Dollar Oberwasser behalten, erwartet die Mehrheit der Experten. "Solange die Zinserhöhungsstory noch im Raum steht, wird es für den Euro schwierig bleiben, sich gegen den Dollar durchzusetzen", sagt Sonja Marten, Devisenstrategin von Dresdner Kleinwort Wasserstein. "Am Markt spielen im Moment nur die höheren Zinsen eine Rolle, und nicht so sehr, welche Folgen die für die Konjunktur haben könnten."
Eindeutige Signale erwartet "Für eine Fortsetzung der Dollar-Rally bräuchte es aber Signale für weitere Anhebungen über die aktuellen Erwartungen hinaus", warnt Michael Metcalfe, Devisenstratege von State Street Global Markets. Viel hänge daher davon ab, inwieweit sich die Fed der sich abzeichnenden Konjunkturabkühlung widme. So fielen am Freitag die Auftragseingänge langlebiger Güter relativ schwach aus, dagegen gibt es nach wie vor Inflationstendenzen.
"Auch diese Woche werden die Wirtschaftsdaten den Zwiespalt der Fed widerspiegeln: Die Daten deuten auf schwächeres Wachstum und auf Preisdruck hin" sagt Peter Müller, Zinsanalyst der Commerzbank. Die Zinsängste dürften vor allem kurzfristige Anleihen belasten. Starke Wirtschaftsdaten in Europa könnten darüber hinaus lang laufende Bonds unter Druck setzen. Bis Klarheit herrscht, "werden die Rentenmärkte ohne klare Richtung vor sich hinzittern", erwartet Kornelius Purps, Zinsanalyst der HypoVereinsbank.
Unabhängig von der Fed-Politik könnten aber erneut die Schwellenländermärkte den Greenback stützen. Da viele Anleger Positionen an diesen Finanzmärkten gegen US-Dollar halten, stützte der Ausverkauf an deren Finanzmärkten die US-Währung.
Anleger halten sich zurück "Viel hängt nun von der Entwicklung dort ab", sagt Steven Saywell, Devisenexperte der Citigroup. Chris Furness, Chefanalyst von 4Cast befürchtet, dass noch weitere US-Anleger sich aus diesen Märkten zurückziehen wollen. Eine schnelle Erholung der Emerging Markets ist aus Sicht von Nord-LB-Händler Karsten Jürges nicht zu erwarten. Es gebe zwar Kurspotenzial. "In der jetzigen Phase werden sich die Leute aber zurückhalten." Für die US-Börsen rechnet Driscoll mit einer hohen Volatilität. "Das Verhältnis der Händler, die sagen das Glas ist halb voll, und der Händler, die sagen das Glas ist halb leer, ist derzeit ausgeglichen. Es gibt keine klare Richtung. Das führt zu diesen extremen Schwankungen."
An Europas Börsen macht sich mehr Zuversicht breit. "Ich denke, dass wir noch ein bisschen nach oben weiterlaufen können", sagte Norbert Pütz, Händler bei der Postbank. Nur wenige Anleger hätten sich während der jüngsten Talsohle mit neuen Aktien eingedeckt, sodass sich die Verkäufe bei einem leichten Kursanstieg in Grenzen halten dürften.
"Wer raus wollte oder raus musste sollte eigentlich draußen sein", sagt Roland Ziegler, Aktienstratege bei der BHF-Bank. Habe die Fed ihre Entscheidung erst einmal verkündet, könne sich an den Börsen zudem Erleichterung einstellen. Gemessen am VDax ist die Nervosität am Markt bereits jetzt etwas zurückgegangen. Der Index, der die vom Terminmarkt erwartete Schwankungsbreite des Dax ausdrückt notiert inzwischen wieder unter 20 Punkte.Auf längere Sicht von sechs Monaten würden die positiven Fundamentaldaten wieder größeren Einfluss gewinnen, erwartet Ziegler. "Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind immer noch sehr niedrig", sagte er. Positiv wirke sich weiterhin aus, dass die Private-Equity-Fonds noch erheblichen Anlagebedarf hätten. Mittelfristig könnten sich die europäischen Leitindizes daher durchaus wieder ihren Höchstständen vom Frühjahr nähern. Der Dax zum Beispiel hatte im Mai noch über 6100 Punkte notiert.